TOMO Y OBLIGO
 
2016
HD Video, 5 Min,
 
"Tomo y Obligo" ist ein kurzes Musikvideo. Ursprung dafür
ist ein Tango von Carlos Gardel aus dem Jahr 1931.
 
In der musikalischen Komödie "Luces de Buenos Aires"
aus dem gleichen Jahr ist dieses Musikstück Teil
der filmischen Geschichte. Die Sequenz, die in einer
Bar spielt, wurde kopiert und in eine zeitgenössische/futuristische
Variante transformiert. Mit Hilfe von farbenfrohen
Kostümen, ausgefallener Ausstattung und skurrilen Requisiten
ist eine fantasievolle Science Fiction Version des Liedes entstanden.
 
Ein Cover in doppelter Hinsicht: der Tango wird ins Deutsche
übersetzt und umkomponiert, genauso wie die Filmsequenz
aufgegriffen wird und in ein aktuelles Gewand schlüpft.
 
 
 
 
YES THEY ARE CALLING THE BATMAN!
 
2014/15
Motorisierter Lautsprecher mit Bat-Signal 0,8m x 0,8m x 0,8m
 
Yes. They are calling the Batman! ist eine interaktive Skulptur,
die mit Hilfe eines Anrufs in Bewegung gesetzt werden kann.
 
Wenn Sie in Not sind und Hilfe benötigen, können Sie Batman anrufen.
Ein aufgerüsteter Lautsprecher wird sich in Ihre Richtung drehen,
um Ihnen einen großen Ultraschallimpuls entgegen zu schießen.
 
Diese Luftwelle hat die Form des Bat-Signals und soll Ihnen helfen.
 
 
 
 
REGENBOGENBESTELLUNG
 
2014/15
Regenbogenmachmaschine 1,6m x 0,9m x 0,6m
 
BesucherInnen können mit Hilfe von zwei Textnachrichten
einen Regenbogen erschaffen, um zusammen vor der Skulptur
einen romantischen Moment erleben zu können.
 
Eine Person muss dafür LICHT und die andere WASSER in ihrer Nachricht verschicken.
 
Dann kann durch die beiden Löcher in den sonst komplett dunklen Innenraum
der schwarzen Box gesehen werden und für kurze Zeit entsteht
ein kleiner Regenbogen vor ihren Augen.
 
 
 
 
V E N T U S F L A T
 
2014/15
Psychohygiene aus der Antike 5m x 4m x 5m
 
Mit Hilfe eines Mikrofons kann dem Windgott gehuldigt werden.
 
Je mehr, je lauter und je beständiger die BesucherInnen mit der Entität reden,
desto mehr Wind wird ihnen entgegen gebracht.
So dass all die negativen Gedanken weggepustet werden sollen.
 
 
 
 
NUN LASST DOCH MAL DEN HASEN IN RUHE
 
2012
Dynamischer Hase mit Schokok�ttel 0,7m x 1m x 0,7m
 
Ein kinetischer Hase, der gleichsam durch eine komplett verspiegelte Seite
sowie durch eine verrostete, stählerne Hälfte von Vergänglichkeit erzählt.
 
Noch einmal wird das Hasentier als Objekt der Beobachtung
von der Kunst(geschichte) durch den Fleischwolf gedreht.
Ein Mashup aus Dieter Roth, Joseph Beuys, Jeff Koons und Albrecht Dürer.
Es ist eine Assoziationscollage, ein Neu-Zusammensetzen von bekannten
Skulpturen und Bildern. Durch den Motor wird der Hase belebt, dreht sich wie
ein Radar um seine eigene Achse und durchpirscht sein Territorium. Inspiziert
alles und macht zur selben Zeit den Betrachter nach. Spiegelt ihn und lässt ihn
selbst in der Skulptur erscheinen. Der Mensch in der Hasensilhouette.
 
Die Schokoköttel, nach eigener, besonderer Rezeptur hergestellt,
stehen symbolisch für die vier assoziierten Künstler und sind nicht
für den Verzehr vorgesehen. Auch wenn sie recht gut schmecken.
 
 
 
 
THE METAPHYSICAL POSSIBILITY OF JOY
IN THE MIND OF SOMEONE UNHAPPY
 
2011
Plüschhai 4m x 2,2m x 1,4m
 
(...) Die Verfremdung durch Tierkostüme führt auch
zu der Arbeit "The Metaphysical Possibility of Joy
in the Mind of Someone Unhappy" (2011). Natürlich ist
die Präsentation eines über 3 m langen Kuscheltier-Hai-
Fischs eine Persiflage auf Damien Hirsts in Formaldehyd
eingelegten echten Hai.
 
Hirsts Skulptur mit dem Titel "The Physical Impossibility
of Death in the Mind of Someone Living" (1991) zeigte an
sich nichts Ungewöhnliches. Präparierte Haie sind,
zumindest in ausgestopfter Form, aus dem Naturkundlichen
Museum bekannt. Als Kunstwerk in einem Ausstellungshaus
für zeitgenössische Kunst löst Hirst den Hai von jedem
naturkundlichen Interesse und reduziert ihn auf Aspekte
des Todes, des Schreckens und damit als Ausstellungsobjekt
auf die vom Schrecken getriebene Gier der Besucher nach
Sensation. Genauso wie der Teddy nichts von der
Gefährlichkeit eines lebenden Bären hat und als eine
dem Menschen ähnliche Spielpuppe lediglich die flauschigen
Rundungen des Bären aufgreift, hat ein Kunstfell-Hai
trotz gleicher Größe nichts von den mit dem Tod in
Verbindung stehenden Attributen des Haies von Damien Hirst.
 
Neubauer verwendet den hirstschen Hai eher als das,
was er längst geworden ist: Als eine mediale Ikone der
neueren Kunstgeschichte. Unabhängig von Inhalt und Kontext
ist das Ready-made des Hais wie das Pissoir von Duchamp
zu einem Symbol moderner Kunst geworden, das weniger über
die Kunst als über die mediale Wahrnehmung und Vermittlung
von Kunst etwas aussagt. Es ist eine Schematisierung,
die jede Persiflierung und Überzeichnung zur Grundlage hat.
Die Drag Queen ebenso wie der Teddybär und der Stoffhai. (...)
 
von Rene Zechlin
 
 
 
GABI ODER ZWEI FARBEN GELB
 
2011
HD Video 24 Min von Sebastian Egert, Sebastian Neubauer,
Per Olaf Schmidt und Tom Schön
 
(...) Es folgt: ein Dramolett mit dem Titel:
"Gabi oder Zwei Farben Gelb".
Auftritt: Die dysfunktionale Kleinfamilie.
 
In der Hauptrolle: ein augenscheinlich depressiver Teddybär
unklaren Alters, der, obwohl mit Geschenken buchstäblich
überschüttet, seinen eigenen Geburtstag stumm an einem
Strohhalm saugend über sich ergehen lässt. Den blinkenden
Roboter, der sein Freund werden soll, ignoriert er ebenso
wie Kuchen und Wackelpudding. Zu seiner Rechten und Linken:
die Eltern. Rechts von ihm, da ist die Mutter, eine grell
geschminkte, bärtige Lady mit falschen Wimpern und
Lockenwicklern im Haar, die vergeblich versucht, ihm sein
erstes Wort hervorzulocken &ndash er will nicht »Mama« sagen,
er will, so scheint&rsquos, nur so lange an seinem Saft nuckeln,
bis alles vorüber ist. Links, da ist der Vater, beinahe
ebenso teilnahmslos wie der Sohn, ein kettenrauchender
Forscher, eher verrückter Wissenschaftler als braver
Akademiker, der lieber im Labor an obskuren Experimenten
werkelt als den öden familiären Alltag zu ertragen.
 
Mutter und Kind, Vater und Sohn können jeweils nur im
Imaginären zueinander finden, hier sind sie im Tanz vereint,
eine absurde Diskofantasie ekstatischer, befreiter Körper,
fern der unerträglichen Tristesse der gemeinsamen Mahlzeiten,
nicht ohne Peinlichkeit und doch umso berührender. Ein
Elternteil muss jedoch in der Fantasie immer außen vor
bleiben &ndash ein ödipaler Konflikt, wenngleich symmetrisch:
Beide buhlen sie im Wettstreit miteinander um die Gunst
des Kindes, mit Wackelpudding wahlweise in Rot und Grün,
und beide werden sie enttäuscht. Voneinander scheinen sie
schon lange nichts mehr zu erwarten, verträumt streichelt
die bärtige Lady den Gummischlauch des Roboters, doch auch
der vermag ihr nicht wiederzubringen, was sie verloren hat.
 
Eine Sitcom ohne Off-Gelächter, wie ein ewig in die Länge
gezogener und dafür seiner Pointe beraubter Witz:
Treffen sich ein Teddy, ein Roboter, eine bärtige Lady
und ein verrückter Wissenschaftler ... und dann?
 
Dann kommt das Schweigen, scheinbar endlos und kaum zu
ertragen, oder die Wiederholung der immer gleichen
sinnlosen Wörter und Sätze, die noch unerträglicher ist,
und kein Lachen beendet die Qual, auch kein Weinen,
nur ein Schlürfen.
Am Ende hilft nur Saugen und Nuckeln, Weintrinken und
Rauchen &ndash alle Beteiligten scheinen hier in ihrer oralen
Phase gefangen, passiv, voneinander abhängig und doch
unfähig, miteinander irgendwelche Beziehungen einzugehen.
 
Ein kleinbürgerliches Familiendrama wird so als Freakshow
und B-Movie bis zur Kenntlichkeit entstellt, auf halbem
Weg zwischen Fassbinder und Ed Wood, kälter als der Tod
und greller als Wackelpudding. Vorhang, Applaus. (...)
 
von Roland Meyer
 
 
 
ENDLICH SIND WIR EIN LEERES ORCHESTER!
 
2007-2011
DVD 40 Min Serie mit 10 Videos
in Zusammenarbeit mit Per Olaf Schmidt
 
(...) Neuere Videoarbeiten von Sebastian Neubauer verlassen
den offensichtlichen Weg des Rollenwechsels und der
Kostümierung. Allerdings zeigen sie eine andere Form der
verfremdenden Aneignung. Für die Serie "Endlich sind wir alle
ein leeres Orchester" mit insgesamt 10 Videos verwendet
Neubauer die Untertitel von kurzen Filmausschnitten, um diese
in einer Karaoke-Version zu verfremden und sich anzueignen.
 
Bei Karaoke-Abenden werden die Texte populärer Songs zum
Mitsingen auf einem Monitor angezeigt. Geht es bei Karaoke-
Vorführungen um die Imitation der Songs und Popstars, ist
Neubauer nicht an einer Nachahmung der Schauspieler und
Sprecher der Filme gelegen. Im Gegenteil, statt die Textzeilen
zu sprechen, singt er die Dialoge und Aussagen. Gegebenes
Bild und Text sperren sich dabei regelrecht gegen die
Gesangsversion. Ungeachtet des Inhalts der Texte und des
Kontextes der Filme verzerrt und verschiebt Neubauer Silben
und Worte und unterwirft Bild und Text seiner eigenen
Interpretation.
 
Bei dem zu der Serie gehörenden Video "Freiheit und
Verantwortung" handelt es sich um einen Ausschnitt aus einem
Dokumentarfilm mit der untertitelten Übersetzung eines
Interviews mit Jean-Paul Sartre, in dem dieser über
bürgerliche Freiheit und Verantwortung spricht.
"Now, close your eyes!" zeigt eine extrem verlangsamte Szene
aus Milos Formans Spielfilm über den amerikanischen Komiker
Andy Kaufman "Man on the Moon" (1999). Mit weiteren Ausschnitten
so aus der amerikanischen Fernsehserie "The Wire",
der Late-Night-Show von David Letterman, aus einem Film
mit Birgit Hein, bei der Sebastian Neubauer studiert hat,
oder aus einem Interview mit dem Musiker Ted Gaier, der über
Zukunft und Ängste spricht &ndash spinnt Neubauer in seiner
Videoserie ein Geflecht aus Referenzen an die Fernseh-,
Film- und Unterhaltungswelt.
 
Erscheint die Serie Endlich sind wir alle ein leeres Orchester
wie ein Experiment persönlicher Aneignung durch Gesang,
bei dem die Unterwerfung des Ausgangsmaterials wie ein Sieg
anmutet, (...)
 
von Rene Zechlin
 
 
 
INSTALLATION 239
 
2002-2011
Video Installation mit Recherche Material, 5m x 5,5m x 3,8 mn
 
"DVD239" ist ein sprunghafter Essayfllm mit gesammelten
Filmschnipseln und in einer assoziativen wie
experimentierfreudigen Erzählstruktur.
 
Eine zurückhaltende Sprecherstimme berichtet von
abenteuerlichen Ausflügen durch die Zeitgeschichte und
kombiniert diese mit zahlreichen Anekdoten, die wie
Erinnerungen an selbst Erlebtes wirken. Die gebrochenen
fast malerischen Bilder nehmen die Fragmenthaftigkeit
dieser komplexen Erzählung auf, sollen aber zudem auf die
offensichtliche Ungenauigkeit der Erinnerung hinweisen,
mit der wir die Geschichte &ndash die Eigene sowie
die der Welt &ndash konstruieren. Es ist eine unordentlich
erscheinende Sammlung aus Reiseberichten und Recherchen,
die sich alle mit dem abstrakt anmutenden und doch für die
eigene Wirklichkeit so wichtigen Phänomen der Freiheit
beschäftigen.
 
Eine analytische Reflexion, eine subjektive
Auseinandersetzung wird zum Impulsgeber sich als ZuschauerIn
auf eigene Reise zu begeben und von Insel zu Insel zu mäandern.
Die Produktionszeit dieser Arbeit startete im Jahr 2002
mit der ersten Reise nach Istanbul und den dort aufgenommenen
Interviews über die Menschenrechtslage in der Türkei.
 
2009 wurde die "DVD239", 2010 eine Publikation abgeschlossen.
2011 wurde alles für eine Installation zusammengetragen.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
The Metaphysical Possibility of Joy
in the Mind of Someone Unhappy | Pl�schhai 2011
The Metaphysical Possibility of Joy
in the Mind of Someone Unhappy | Stuffed Shark 2011